Blog | Gründungsrede des Bundesvorsitzenden

Gründungsrede des Bundesvorsitzenden

Anlässlich der Gründung der Partei DIE LIBERTÄREN am historisch bedeutendem 18. März 2022, hielt der im Veranstaltungsverlauf gewählte Bundesvorsitzende Julian Schloddarick eine Rede, welche die Gründer auf die bevorstehende Aufgabe einschwören sollte. Neben den drei Initiatoren der Parteigründung, Florian Handwerker, Dr. Mathias Hummel und Julian Schloddarick, gehören auch Mirco Ebersold, Stefan Deleski, Dillon Still, Marius Dimter, Christopher Sauer sowie ehrenhalber Max L. Remke zu den Gründern der Partei.

Gründungsrede

Geschätzte Kollegen,
Geschätzte Libertäre,

Was ist Freiheit? Dazu wurde viel philosophiert. Mit Blick auf die heutige Zeit formulierte es meiner Meinung nach der US-Gründungsvater Benjamin Franklin in der von mir persönlich favorisierten Schärfe: „Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Schaf darüber abstimmen, was die nächste Mahlzeit sein wird. Freiheit ist, wenn das Schaf bewaffnet ist und die Abstimmung anficht.“ In dieser Aussage steckt sehr viel, vor allem aber die Definition von Freiheit und die Abgrenzung von der Demokratie – die heute von der Mehrheit fälschlich als Synonym für Freiheit gebraucht wird. Freiheit ist nicht das Recht zu wählen oder sich der Abstimmungsentscheidung von Mehrheiten über das eigene Schicksal zu beugen. Freiheit ist das naturgegebene Recht „Nein!“ zu sagen und dieses Recht beginnt und endet beim Individuum, denn nur das Individuum handelt. Wir sind Libertäre und als solche sind wir Verteidiger der Freiheit des Einzelnen, des Individuums, „Nein!“ zu sagen. Doch kein Papier – keine Verfassung und kein niedergeschriebenes Recht – ist jemals Garant für die Wahrung individueller Freiheit. Es ist allein das individuelle Vermögen dieses Naturrecht auch jederzeit einzufordern. Das sagt Franklin aus.

Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um der Freiheit des Einzelnen zu dienen – unserer Freiheit als Individuen und unser natur- und Gott gegebenes Recht unserem freien Willen Ausdruck verleihen zu können. Das Nichtaggressionsprinzip ist dabei unser moralischer Kompass, genauso, wie das Prinzip individueller Verantwortung. Denn nur dort, wo das handelnde Individuum Verantwortung für die Konsequenzen seines Handelns trägt und Eigentum in die Waagschale wirft, nur dort handelt es rational. Wir bewegen uns also klar auf dem Pfad der Aufklärung. Denn anders als die Mehrheit heute wissen wir, dass dieser Pfad noch lange nicht vollendet wurde – und wir wollen ihn fortsetzen. Doch die bloße Theorie reicht hier nicht aus! Zu lange schon war der Libertarismus nur in geschlossenen Zirkel verschiedenster Institute verbreitet. Er war immer zu intellektuell, zu verkopft. In der Sache korrekt, in der Botschaft aber nicht wirkungsvoll. Traten Libertäre irgendwo auf – und von einem echten und wirksamen Aktivismus kann hier immer noch keine Rede sein – dann wurden sie schnell als Spinner bestenfalls wahrgenommen. Schlimmstenfalls setzte das verbreitete Narrativ des bösen Kapitalismus ein und sie wurden als empathielose Menschenfeinde klassifiziert, folgten sie doch einer Rationalität, die dem heutigen gesellschaftlichen Standard vollkommen fremd ist. Die Gesellschaft hat den Pfad der Aufklärung verlassen und sich der selbstverschuldeten Unmündigkeit hingegeben!

Und genau das wurde unser Motiv, warum wir uns zusammenfanden: Wir wollten und wir wollen einen praktischen Libertarismus, der den Alltag der Menschen besetzt und die Richtigkeit seiner Lehre in der Praxis beweist. Eine Lehre vom Individuum und nicht von einer archaischen sozialromantischen Fiktion wie dem Gemeinwohl. Eine Lehre von Voluntarismus, freiwilliger Kooperation und dem Wettbewerb um das Beste. Eine Lehre vom handelnden Individuum, welches ständig bestrebt ist seine Konditionen zu verbessern, und Herausforderungen nicht in einem falschen Sicherheitsbedürfnis scheut, sondern sucht, um daran zu wachsen und sich zu vervollkommnen. Heute finden wir eine Gesellschaft vor, die nicht derart meritokratisch, sondern kollektivistisch ist. Eine Gesellschaft, die sich freiheitlich nennt, aber in Wahrheit den Einzelnen entrechtet, knechtet und ausbeutet, weil sie Freiheit mit Sicherheit verwechselt und daher beides aufs Spiel setzt. Eine Gesellschaft, welche die Anwendung von Gewalt zu ihrer Grundlage machte, um einem Streben nach kollektiver Sicherheit zu dienen, welches einzig auf Kosten des Einzelnen verwirklicht wird… und am Ende vollkommen wert- und nutzlos, ja gefährlich für das Leben ist. Dies müssen wir heute wieder erkennen. Dem stellen wir uns entgegen! Doch wir nehmen niemandem das Recht so zu leben, wie er es für richtig hält. Doch wir nehmen ihm die Vorstellung zu glauben, er hätte das Recht dies auf Kosten anderer und durch Androhung oder Ausübung von Gewalt zu tun! Und genau an dieser Stelle beginnt unsere Kritik der Institution des Staates als Instrument der Gewalt.

Unsere Mission soll nichts Geringeres sein, als eine Zeitenwende einzuleiten – und wenn nur im Kleinen. Wir wollen den Funken der Freiheit durch Aufklärung entzünden, so dass er zu einem Leuchtfeuer werde. Viele beanspruchen dieser Tage das Motiv einer Wende. Doch keiner will wirklich den Status Quo beenden, sondern nur an dessen Spitze treten. Wir nicht! Wir wollen ein menschliches Zusammenleben, welches auf unantastbaren gleichen und individuellen Rechten und Freiheiten fußt, die nicht von Mehrheiten oder anderen Dritten unter Androhung von Gewalt geraubt werden können. Denn wir sind davon überzeugt, dass wahrer Friede, Fortschritt und Wohlstand nur durch das Streben des Einzelnen erlangt werden können. Das Wohl des Einzelnen bedeutet das Wohl aller. Daher sind wir Verteidiger einer freien Marktwirtschaft – definiert vor allem durch die Vertragsfreiheit sowie des Unternehmertums. Unsere Vorstellung von Libertarismus aber muss ganzheitlich sein! Wir sehen die Gesellschaft anders als das vorherrschende Narrativ nicht als Entität mit Kollektivrechten, welche ein Staat verwirklichen soll, sondern als Summe von Individuen, die allein Rechte besitzen, die es gilt zu verteidigen. Das wird unser Auftrag als libertäre Partei! Wir sind Freiheitskämpfer! Doch wir gründen diese Partei nicht für politische Macht, Parlamentssitze oder Zuschüsse, sondern als wirkungsvollstes Instrument unserer Bemühungen im öffentlichen Raum. Wir wollen eine Partei der Anti-Politik sein, denn wir wissen: Politik ist nicht die Lösung, sondern das Problem.

Zum Abschluss möchte ich noch einige Danksagungen aussprechen: Zuerst an Florian Handwerker, der nachdem ich in der PdV schon das Handtuch geworfen hatte, mit neuem Elan die Reformbemühungen wieder in Schwung brachte und auch bis zum heutigen Tage die Moral der Truppe hochhielt. Dann Mathias Hummel, der mit seinem Scharfsinn dabei half unsere Linie zu finden und zu definieren. Auch Dieter Kirschmann, der uns mit seiner Erfahrung und seiner Weisheit von Anfang an begleitete und uns manche Flausen austrieb. Und zu guter Letzt Max Remke, der uns tatkräftig dabei unterstützte unsere Mission zu definieren und mit den Erfordernissen abzustimmen. Ohne euch stünden wir heute nicht hier!

Wir haben großes vor uns. Daher schließe ich mit den allmorgendlichen Worten einer meiner Universitätsprofessoren, den Herrn Professor Klaus Serfling für Investition und Finanzierung: “Fangen wir an zu arbeiten.”

Vielen Dank. 

Auf dem ersten Bundesparteitag wurden die Satzung und die Grundsatzerklärung beschlossen. Florian Handwerker wurde zum ersten Bundesgeschäftsführer und Dr. Mathias Hummel zum ersten Bundesschatzmeister gewählt.

Julian Schloddarick
ist Mitbegründer und Bundesvorsitzender der
Partei DIE LIBERTÄREN